Schuluniformen - des Klamottenwahns Lösung?

Vorteile von Schuluniformen

Organisatorische Probleme

Einwände gegen den Einheitslook


In schöner Unregelmäßigkeit wird auch bei uns in Deutschland das Thema "Schuluniform" aus der Versenkung geholt und zur Diskussion gestellt.

Vornehmlich dann, wenn sich empörte Eltern, genervte Lehrer und bestürzte Polizisten über die unter den Jugendlichen grassierende Seuche "Markenmanie" aufregen.

Weil sie die Labels nicht bezahlen wollen oder können.

Weil entsprechende Hänseleien und Streitereien den Schulbetrieb stören.

Weil von jugendlichen Dieben hauptsächlich Edel-Klamotten geklaut werden.

Plötzlich liegt eine einfache Lösung des Problems ganz nahe.

Die Schuluniform muss her!

Wenn alle Teenager im Einheitslook herumliefen, wäre die Schulwelt wieder in Ordnung.

Allerdings auch nur die.


Aber eine Überlegung wäre das durchaus wert...


Das Prinzip Schuluniform ...

Was bei uns so heiß diskutiert wird, ist in anderen Ländern eine Selbstverständlichkeit. Jungen und Mädchen eine Schule erscheinen zum Unterricht in hauseigenem Outfit. Farben, Schnitte, Teile sind genau vorgegeben.

Sind die Schüler in Japan, Australien, China oder Großbritannien im Vergleich zu uns deswegen nun fortschrittlicher, traditionalistischer oder doch benachteiligt?


... hätte zwar viele Vorteile,

Die Befürworter der Schuluniform führen folgende Argumente ins Feld:

• Die Jugendlichen müssten sich nicht jeden Morgen mit der Frage beschäftigen, was sie anziehen sollten, denn sie hätten ja keine Wahl. Würde ´ne Menge Zeit und häuslichen Ärger sparen.

• Die Anschaffung vereinheitlichender Uniformen käme den Familien immer noch billiger, als sich dem Markenzwang ihrer quengelnden Sprösslinge zu unterwerfen.

• Jugendkriminalität, die der Beschaffung von Markenklamotten dient, nähme ab.

• Das schulische Leben wäre für Kinder aus finanziell schwächer gestellten Familien wesentlich erträglicher, da sie in der Schule nicht mehr Hänseleien über ihre Kleidung ausgesetzt wären und sich in ihrer Freizeit ihre Spielkameraden ja selber aussuchen könnten.

• Der Nachwuchs könnte sich besser auf die Schule konzentrieren, weil er nicht einem Nebenjob für die begehrte Designerkluft nachgehen muss.

• Eine gemeinsame Schultracht fördert die Verbundenheit der Schüler zu ihrer Penne bzw. den Teamgeist untereinander. Corporate Identity sozusagen...

• Tja, und dann gibt es noch das Argument, einheitliche Outfits würden doch nett, schick, fesch und sonst wie aussehen...


... wäre aber auch mit organisatorischen Problemen verbunden...

Würde man sich an einer Schule für die Einführung einer Schuluniform entscheiden, müssten zunächst etliche heikle Fragen geklärt werden:

• Wer sucht die Uniformen nach Farbe, Material, Schnitt und Stil aus?

• Müssten Jungen und Mädchen unterschiedliche Kleidungsstücke tragen?

• Müssten sich die Lehrkräfte ebenfalls den Kleidervorschriften beugen?

• Wie würde die Finanzierung geregelt werden?

• Dürften die Schüler ihre Uniformen auch außerhalb schulischer Veranstaltungen tragen?

• Sollten sich die schulischen Vorschriften, was das Erscheinungsbild ihrer Zöglinge betrifft, auch auf die Frisur, Piercings, Tattoos, Schuhe etc. erstrecken?


... und mit einiger Skepsis zu betrachten:

Die Gegner lehnen Schuluniformen mit diesen Einwänden ab

• Das eigentliche Problem, nämlich der Markenterror, Gruppenzwang und Stylingkult der Teenager wäre damit nicht gelöst, sondern lediglich aus der Schule ausgelagert. Denn nach Schulschluss, wenn sich die Teenager hastig von den vorgeschriebenen Uniformen befreien und sich in ihre "normalen" Klamotten werfen, würden die Außenseiter wieder in die Röhre gucken...

• Eine angemessen große Grundausstattung für Sommer und Winter zum regelmäßigen Wechseln würde eine gehörige Stange Geld kosten. Wohlgemerkt, zusätzlich zu den anderen Klamotten, die die Schüler dann in ihrer Freizeit tragen.

• Erst recht, wenn die Geschwister unterschiedliche Bildungsstätten besuchen und daher ihre Uniform nicht an die jüngeren weiter vererben könnten. Ganz zu schweigen davon, dass die Heranwachsenden aus den Uniformen bereits wieder herausgewachsen sind, kaum dass sie sie bekommen haben...

• Aus dem eigentlich positiven Zusammengehörigkeitsgefühl der einzelnen Schulen könnten schlimmstenfalls rivalisierende Gruppen entstehen, die sich beim Aufeinandertreffen in ihrer jeweiligen Tracht blöd anmachen könnten.

• Schüler, die weniger geachtete Schule besuchen, wären allein wegen ihrer äußeren Aufmachung gebrandmarkt.

• Negative Erfahrungen mit jungen Uniformträgern (Nationalsozialismus, DDR) haben einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen und eine begründete Skepsis gegenüber der Wirkung von Uniformen auf ihre Träger.

• Der Einheitslook macht alle Schüler gleich und schert sie über einen Kamm, so dass sie ihre Individualität, die sich eben auch durch einen eigenen Klamottenstil äußert, nicht entfalten können. Somit wird die persönliche Freiheit beschnitten.

• Nicht zu vergessen die emotionalen Einwände wie. Schuluniformen seien langweilig, altmodisch, spießig, hässlich und sowieso wie eine unbequeme Verkleidung...

Wie lautet deine Meinung als "Betroffener" zum Thema?

Würde mich wirklich interessieren...


© 2000 Anja Gerstberger, Bilder: Copyright by MacMillan Inc., verwendet in Lizenz