Lehrer, Lehrer und nochmals Lehrer...

Ekel
Kumpel
Spinner
Oldie
Enthusiastin
Herrische
Übergeschnappte
Hysterikerin

Pauker, Besserwisser, Peiniger heißen sie bei den Schülern.
Dozenten, Professoren, Philologen titulieren sie die Behörden.
Lehrkörper, Lehrkraft, Pädagogen bezeichnet sie das Lexikon.
Lehrmeister, Erzieher, Ausbilder sagen die Eltern zu ihnen.
Nach Referendar, Klassleiter, Studienrat teilen sie die Bürokraten ein.
Und doch verbirgt sich hinter jedem dieser Begriffe nur eine Spezies:
Lehrer.
Egal, wie man sie auch nennt, an ihnen führt im Leben nun mal kein Weg vorbei.
Gut, wenn du dann die unterschiedlichen Lehrertypen kennst und entsprechend zu nehmen weißt!

Das Ekel

Das Ekel versteht grundsätzlich keinen Spaß und reagiert auf jede noch so winzige Abweichung vom ordnungsgemäßen Unterrichtsgeschehen mit gnadenlosen Strafen wie Nachsitzen, Verdoppelung der Schularbeiten oder Streichen von Wandertagen. Es besticht durch fiese Abfragen, umfangreiche Hausaufgaben und kaum zu bewältigende Probearbeiten. Es liebt die Streber sowie den Befehl „Raus!“ und hasst lebensfreudige Faulenzer und Unvorhergesehenes jeglicher Art.
Bei ihm hilft nur eines: Augen zu und durch!.


Der Kumpel

Der Kumpel lässt sich auf den ersten Blick von seinen Schülern kaum unterscheiden, da er ebenfalls in Jeans und Turnschuhen herumläuft und sich der gleichen Sprachebene bedient „Hei, jetzt komm aber mal zu Potte!“ Er ist für jeden Spaß zu haben, vor allem, wenn er sich wieder mal nicht auf seinen Unterricht vorbereitet hat. Mit ihm hat man eine Riesengaudi und wenig Stress, weil er den Unterricht bevorzugt nach draußen verlegt und den Lehrplan für ein verstaubtes Museumsstück hält. Er hat allerdings den großen Nachteil, dass er oft versetzt wird und man dann das gehabte Vergnügen mehrfach büßen muss, wenn nämlich ein strenger Nachfolger seinen enormen Stoffrückstand aufholen will.

Der Spinner

Der Spinner ist zwar meist hochintelligent und interessant, kann empfindlichen Schülern aber regelrechte Albträume bescheren, nämlich dann, wenn er höchst anschaulich, wissenschaftlich unterlegt und entsprechend überzeugend eine bevorstehende Naturkatastrophe oder das Einschlagen eines riesigen Meteoriten zu Lebzeiten seiner Schützlinge vorhersagt. Jeder zweite Satz von ihm beginnt mit „Nehmen wir mal an...“ Solange man glaubwürdig Interesse an dem technischen Gedöns bekundet, mit dem er in seinem Fahrradschuppen herumbastelt, und nicht irgendwelche Behörden alarmiert, lässt es sich hervorragend mit ihm aushalten.

Der Oldie

Der Oldie erinnert sich wehmütig an seine eigene Schulzeit, als die Schüler noch auf Schiefertafeln schrieben, körperlich gezüchtigt wurden und jeden Morgen erst einmal fünf Kilometer zu Fuß zurücklegen und den Ofen im Klassenzimmer anschüren mussten, bevor sie dankbar an den Lippen ihres Meisters hingen. Oder aber die neuere Variante von seinen ersten Lehrerjahren, als die Schüler noch gehorchten, aufpassten oder gar mitarbeiteten. Seine Vergesslichkeit hält den Arbeitsumfang ebenso in erträglichen Grenzen wie seine häufigen Toilettenbesuche seine langweiligen Stunden auf angenehme Weise verkürzen. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn es ihm nicht gelingt, während des Unterrichts zu seinem gewohnten Nickerchen zu kommen! Er reagiert dann extrem mürrisch, bevorzugt mit Anschwärzen von zufälligen Opfern beim Direktor oder mit plötzlichen Anfällen von Arbeitswut. Aufpassen! Auch wenn er scheinbar schläft, entgeht ihm rein gar nichts!

Die Enthusiastin

Die Enthusiastin ist nahezu beängstigend fröhlich und begeisterungsfähig und versucht, ihre lustlosen Schützlinge zu motivieren: „Heute wollen wir uns mit der Photosynthese beschäftigen, das ist mein Lieblingsthema!“ Sie schließt ihre Erklärungen stets mit der Frage „Alle Probleme beseitigt?“ ab, was einen im Laufe der Zeit ebenso in den Wahnsinn treiben kann wie ihre fortwährende Geschäftigkeit und anstrengender Arbeitseifer. Mach alles mit, bringe ihre Katze nicht um und lege keine Glasscherben vor ihre Autoreifen, und das Leben mit ihr wird nicht das schlechteste sein!

Die Herrische

Die Herrische ahndet Streiche und unliebsame Zwischenfälle bevorzugt mit der Bestrafung der gesamten Klasse, sollten sich die jeweiligen Einzeltäter nicht stellen (was sie natürlich nie tun). Sie ist extrem nett zu ihren Lieblingen, die sie häufig auch zu Spionagezwecken einsetzt, korrekt zu den pflegeleichten Schülern, die den Kopf stets gesenkt halten, ruhig bleiben und nicht widersprechen, und mindestens genauso unfreundlich zu denen, die es nicht tun oder auf sonst eine Art ihr Missfallen erregen.
Ihre Argumente sind überzeugend („Weil ich es so sage!“), ihre Prophezeiungen vielversprechend („Das Leben ist kein Zuckerschlecken!“) und ihre Formulierungen beeindruckend kurz und bündig (“Dann werden wir wohl auf deine geschätzte Gegenwart verzichten müssen!“). Achtung! Sie sieht erstaunlicherweise genau, was sich hinter ihrem Rücken abspielt!

Die Übergeschnappte

Die Übergeschnappte ist schon rein äußerlich an ihrem auffälligen Erscheinungsbild auszumachen: schrille Farben, gewagte Schnitte, flippige Accessoires, ausgefallene Frisuren und beeindruckende Kriegsbemalung zeichnen sie aus. Sie schreckt ihre Schüler mit nicht nachvollziehbaren Vorlieben („Shakespeare ist cool!“), verrückten Ratschlägen („drei tote Spinnen unter das Kopfkissen legen“ oder „Pferde-Mist-Tee trinken“) und befremdlichen Freizeitbeschäftigungen (Fruchtbarkeitstänze der Ureinwohner bzw. Bauen von halbautomatischen Getreidemühlen) ab, über die sie in aller Ausführlichkeit berichtet. Gedanklich befindet sie sich meist in anderen Sphären, wobei sie jedoch unversehends auf den heimischen Planeten zurückkehrt, wenn man etwas Falsches gesagt hat. Wer ihre Unberechenbarkeit und ihre gelegentliche Orientierungslosigkeit („Ach ja, wo war ich doch gerade?“) geduldig zu ertragen vermag, kommt gut mit diesem schillernden Lehrerexemplar klar.

Die Hysterikerin

Die Hysterikerin besitzt einen hohen Unterhaltungswert, da sie nicht nur leichtgläubig ist („Und dein Opa hat am Wochenende tatsächlich zum siebten Mal geheiratet?“), sondern sich auch dauernd unmittelbar vor dem Siedepunkt befindet, was zum einen kurzweilige optische und akustische Darbietungen (wechselnde Gesichtsfarben, Geräusche und Grimassen) und zum anderen eine Fülle von spannenden Wettmöglichkeiten (spätestens in zwei Minuten kreischt sie los bzw. heute wird sie Marco mit der Kreide bewerfen) garantiert. Ihre Lieblingsparole „Ihr werdet noch traurig sein, wenn ihr mich erst einmal unter die Erde gebracht habt!“ weist bereits darauf hin, dass man bei ihr jederzeit mit einem Nervenzusammenbruch vor der Klasse zu rechnen hat. Wenn ihr es euch nicht mit ihr verderben und auch weiterhin ruhigen Gewissens schlafen wollt, solltet ihr tunlichst vermeiden, gruppenweise mit geschlossenem Mund zu summen. In diesem Fall könnte sie nämlich nicht bestimmen, wer die Summer sind, und für die möglichen Folgen gibt es dann wahrlich keine Gewähr...

Na, habt ihr eure Lehrer in den Beschreibungen wiedererkannt? Oder könnt ihr die Liste sogar um eine weitere Sorte ergänzen? Lasst hören!
Um der Gerechtigkeit willen gibt es hier demnächst an gleicher Stelle die Charakterisierung der verschiedenen Schüler-Typen....

© 1999 Anja Gerstberger, Bilder © Corel Gallery Draw und Gallery Magic, verwendet in Lizenz