Tipps zur Berufswahl

Zeit lassen
passender Beruf
nicht auf einen Beruf fixiert
alle Infoquellen nutzen
ehrlich zu dir selbst sein
keine Angst vor Fehlentscheidung

Wenn ich doch nur endlich die blöde Schule hinter mir hätte!
Kommt dir dieser Wunsch bekannt vor?
Keine Bange, der ersehnte Tag wird kommen, auch wenn jetzt vielleicht noch einige Schuljahre vor dir liegen und es dir wie eine furchtbare Ewigkeit vorkommt, bis es endlich soweit ist. Wahrscheinlich wirst du dann doch ziemlich überrascht sein, dass du es nun geschafft hast und tatsächlich dein Abschlusszeugnis in Händen hältst.
Mit Recht darfst du stolz darauf sein!
Nie mehr Schule! Jetzt beginnt das Arbeitsleben, das mich endlich mein eigenes Geld verdienen lässt und mich erwachsen macht. Ein tolles Gefühl!
Hoffentlich bist du auf diesen Moment auch gut vorbereitet und kannst nahtlos mit deinem neuen Leben in der Berufswelt beginnen!

Hä? Wieso?
Na, ich meine, dass du vor lauter Endspurt in der Schule nicht vergessen hast, dich rechtzeitig um deine Ausbildungsstelle, deinen Fachschul- oder Studienplatz zu kümmern! Das kommt häufiger vor, als du glaubst!
Also, wenn du gerade in der vorletzten Schulklasse bist (je früher, desto besser!), solltest du dir folgende Tipps zur Berufswahl einmal genauer anschauen:

Nimm dir viel Zeit für die Berufswahl!

Die Entscheidung für den richtigen Beruf wiegt wesentlich schwerer als die für ein neues Fahrrad. Greifst du daneben, bekommst du bei ersterem auf jeden Fall deutlich mehr Probleme und, was eigentlich noch viel schlimmer ist, du vergeudest eine Menge kostbarer Zeit.
Also, du solltest mit deinen Überlegungen für deine Berufswahl möglichst schon zwei oder drei Jahre vor Schulende anfangen! Um dich wirklich umfassend zu informieren und einen guten Blick über alle beruflichen Möglichkeiten, die sich dir bieten, zu bekommen, brauchst du so viel Zeit! Vor allem, wenn du mit Praktika während der Ferien oder sogenannten Schnupperlehren deine Wünsche überprüfen möchtest.
Außerdem ändert sich im Laufe der Jahre oftmals der Wunschberuf, vielleicht denkst du jetzt an Elektriker, in einem Monat an Bankkaufmann und in einem halben Jahr an Autoverkäufer?
Mag sein, dass du den Vergleich ziemlich doof findest, aber mit dem richtigen Beruf ist es wie mit der Ehe, es soll (im Idealfall) ein Partner fürs ganze Leben sein. Oder haben deine Eltern gleich ihre erste Flamme oder bereits nach drei Wochen geheiratet?

Suche einen Beruf, der wirklich zu dir passt!

Du kannst die Berufswahl mit dem Kauf ein Paar neuer Schuhe vergleichen: sie sollen dir gefallen, erschwinglich sein, gut passen und möglichst lange halten!
Was heißt das für deine Berufswahl?
Einen Beruf zu ergreifen, der einem eigentlich nicht gefällt, nur, damit man überhaupt eine Stelle hat oder man nicht so weit fahren muss, ist Quatsch! Früher oder später wird dich die halbherzig gewählte Arbeit langweilen, nerven, ankotzen, bis du möglicherweise deine Ausbildung hinschmeisst. Lass es gar nicht erst so weit kommen, sondern wähle nur einen solchen Beruf, der dir vielleicht nicht gerade tägliche Begeisterungsschreie entlockt, aber immerhin so viel Spaß macht, dass du dich auf Dauer mit ihm anfreunden könntest!
Erschwinglich meint, du sollst auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Manche Berufe erfordern einen bestimmten Schulabschluss, einen extrem guten Notendurchschnitt oder Fähigkeiten, die du einfach nicht hast. Es bringt dir dann nichts, ewig den Trauben hinterher zu jammern, die zu hoch hängen. Viel besser ist es, die Gegebenheiten zu akzeptieren und sich um die Früchte (es gibt viele herrlich süße!) zu kümmern, an die man auch herankommt!
So, wie du bei Schuhen, die dir nicht richtig passen, schmerzhafte Blasen bekommst, kann dich ein Beruf, der nicht deinen wirklichen Fähigkeiten entspricht, quälen oder gar krank machen. Täglich gegen Über- oder Unterforderung anzukämpfen, Misserfolge einzustecken und statt Freude Überwindung zu fühlen, wird dich mit der Zeit zermürben. Also gut schauen, ob der Beruf richtig „sitzt“, damit du auch lange Spaß daran hast!
Nicht mehr jeder, der heute in seinem Beruf anfängt, wird ihn sein Leben lang ausüben können. Bei manchen Arbeitsbereichen ist bereits jetzt absehbar, dass sie in Zukunft an Bedeutung verlieren, andere hingegen gewinnen werden. Also, bei der Berufswahl genau hinschauen, damit du nicht in eine aussterbende Art investierst und in einigen Jahren in die Röhre guckst! Besorge dir entsprechende Auskünfte beim Arbeitsamt!

Es gibt nicht nur einen passenden Beruf für dich!

Verbeiß dich nicht zu sehr in den einen Wunschberuf! Du wirst am Ende nur furchtbar enttäuscht sein, sollte es mit ihm nicht klappen. Nicht umsonst sind in der Schrift „Beruf aktuell“ verwandte Berufe mit ähnlichen Anforderungen und Tätigkeiten nebeneinander aufgelistet. So wirst du vielleicht nicht in deinem Wunschberuf direkt, aber in der gleichen Gruppe fündig!
Bleibe auch für Alternativen oder ungewöhnliche Lösungen aufgeschlossen!
Die Leute vom Arbeitsamt haben nicht nur den Durchblick im dichten Berufsdschungel, sondern auch die Erfahrung, dich nach einem persönlichen Gespräch und den Auswertungsergebnissen deiner (ehrlichen!) Selbsterkundung einzuschätzen und dir passende Berufe vorzuschlagen.
Nutze sämtliche Informationsquellen, die dir zur Verfügung stehen!
Halte den Rat deiner Eltern oder die Erfahrungen deines Sportkameraden allein nicht für der Weisheit letzter Schluss! Niemand kann alles wissen, schon gar nicht bei der Fülle und Vielfalt der Berufe, oder hättest du gewusst, dass es ungefähr
25 000 verschiedene Berufsbezeichnungen gibt?

Verlass dich also nicht auf eine Informationsquelle allein!

Während du in den Gesprächen mit deinen Eltern, Freunden oder Bekannten eher persönliche Ratschläge bekommen wirst, können dir die Lehrer oder Berufsberater vor allem mit fachlichen Informationen weiterhelfen. Beides ist wichtig!
Das Berufsinformationszentrum im Arbeitsamt bietet dir ein Menge an Medien und Informationen. Halte die Augen bei den Betriebserkundungen der Schule genauso auf wie im Alltag (Friseur, Arzt, Einkaufen...), wenn du es mit Menschen und Betrieben in deinem Wunschberuf zu tun hast! Lies Bücher, Zeitschriften, Blätter zur Berufskunde und die Informationszeitung zur Berufswahl „IZ“! Auch im Internet wirst du fündig! Nimm berufskundliche Vorträge und die Möglichkeit zur Einzelberatung im Arbeitsamt wahr!
Sicher, die endgültige Entscheidung, musst du letztendlich selbst treffen, aber es gibt viele Möglichkeiten, sich dabei helfen zu lassen. Nutze sie!

Sei ehrlich zu dir selbst!

Du hast dich in einen bestimmten Traumberuf verrannt und möchtest ihn um jeden Preis haben. Daher kreuzt du bei den Selbsterkundungstests wie „Step-mach’s richtig!“ die Antworten an, von denen du glaubst, dass sie bei deinem Traumberuf erwartet werden. Mag sein, dass du auf diese Weise das passende Ergebnis bekommst. Deine Antworten stimmen mit deinem Traumberuf überein. Auf dem Papier jedenfalls.
Vorsicht! Du spielst hier ein sehr gefährliches Spiel mit einem hohen Einsatz! Dabei kannst du nur verlieren! Wenn du dich hinsichtlich deiner wirklichen Fähigkeiten und Neigungen selbst belügst und dir etwas vormachst, wirst du es spätestens dann bereuen, wenn sich dein ehemaliger Traumberuf als der falsche Beruf entpuppt!
Sei ehrlich zu dir selbst, immerhin geht es um dein Leben, deine Zukunft und dein Glück. Jede Mogelei ist ein Verrat an dir selbst!

Habe keine Angst vor einer Fehlentscheidung!

Trotz aller Sorgfalt kann es passieren, dass du nach einigen Monaten feststellst, dass du dich doch für den falschen Beruf entschieden hast. Das wäre zwar nicht besonders toll, aber auch dann wird die Welt nicht untergehen!
Du kannst von deinem Ausbildungsvertrag zurücktreten und dich nach etwas Passenderem umsehen. Das wird dich zwar Zeit und Nerven kosten, aber du wirst auch eine Menge daraus lernen können, und wenn es nur das ist, beim nächsten Mal noch gewissenhafter vorzugehen.
Ein ehrliches Eingestehen der Fehlentscheidung und ein konsequentes Abbrechen der falschen Ausbildung ist allemal sinnvoller als ein frustriertes Weitermachen. Begreife das vorzeitige Ende nicht als ein peinliches Versagen, sondern als einen Fehler, den du wieder gut machen kannst, und als eine neue Chance! Allerdings sollte dies ein Einzelfall bleiben!

Jetzt bist du dran!
Du siehst, dass die Berufswahl eine große Herausforderung und eine richtig spannende Angelegenheit ist!
Ein Abenteuer mit dir als Helden! Nur Mut!

© 1999 Anja Gerstberger, Bilder © Corel Gallery Draw und Gallery Magic, verwendet in Lizenz