Wenn Robbie Williams Jackson auf Heino trifft...

Streitpunkte
Tipps für Kompromisse
Gefahr von Hörschäden

Streitpunkte

Haushalte, zu denen Teenager gehören, sind in der Regel leicht auszumachen. Noch ehe du einen Fuß in die Wohnung gesetzt hast, erfasst dich bereits ein mehr oder weniger starkes vom Boden ausgehendes Vibrieren, in krassen Fällen glaubst du sogar, die Wände wackeln zu sehen. Öffnest du aber erst die Tür, scheinst du im ersten Moment von dem dezibelgewaltigen Sound, der dir plötzlich entgegenbläst, regelrecht umgeworfen zu werden.

Erlebst du ein derartiges Szenario, kannst du sicher sein, dass der Herr des Hauses sich gerade nicht in selbigem aufhält, denn sonst wäre die Geräuschkulisse zusätzlich mit entnervtem erwachsenen Gebrüll unterlegt.

Wie es eben ist, wenn sich Gegesaätze wie beispielsweise der flotte I-love-you-all-Michael und der gesetzte Blau-blau-blau-blüht-der-Enzian-Heino begegnen. Das kann nun mal nicht gut gehen und eigentlich nur in einem Chaos enden.

Verschiedene Generationen haben einen unterschiedlichen Musikgeschmack. Logisch.

Wie bringt man nun aber das Kunststück hin, die gegensätzlichen Klangrichtungen so unter einen Hut, äh Dach, zu bringen, dass jeder zu seinem Recht kommt, aber auch nicht unnötig gequält wird?

Wie kann man den ewigen Beschallungsstreit auf das absolute Minimum beschränken?

Vielleicht kriegt ihr ja in eurer Familie mit folgenden Tipps in Zukunft einen friedlicheren Sound hin:

Krach-Verstärker:

Trage mit deinen Geschwistern immer genau dann einen gnadenlosen Kampf um die Stereoanlage aus, wenn Papa bzw. Mama ihren verdienten Mittagsschlaf halten oder - besser gesagt - halten wollen.

• Erscheine zu den gemeinsamen Mahlzeiten stets mit Walkman.

• Reibe deinen Eltern bei jeder Gelegenheit unter die Nase, dass man völlig senil sein muss, um sich freiwillig Sendungen anzusehen, die mit Schlager- oder Wunsch- beginnen bzw. mit -parade oder -stadl enden.

• Lasse bereits vor dem Frühstück aus der Anlage den absoluten Heavy-Metal- oder Techno-Sound hämmern, in voller Lautstärke versteht sich!

• Mache deine Hausaufgaben nur, wenn gleichzeitig die Boxen dröhnen, und komme mit miserablen Noten nach Hause.

• Verhökere Papas alte Platten auf dem Flohmarkt oder stifte seine aktuellen Softi-CDs für die Tombola zugunsten der Hilfsorganisation für selbstmordgefährdete Boygroup-Fans.

• Schalte beim gemeinsamen Fernsehabend mit deinen Erzeugern bei jeder Werbeunterbrechung sofort auf MTV, VIVA oder einen anderen Musikkanal um.

• Wenn dir deine Leerkassetten ausgehen, überspiele einfach Papas Bänder mit seiner Lieblingsmusik und leiste musikalische Entwicklungshilfe, indem du die „modernisierten" Kassetten auf der Stereoanlage liegen lässt..

Drehe diesen Krach-Verstärkern den Saft ab!


Harmonie-Instrumente:

• Vereinbare mit deinen Eltern und Geschwistern feste Zeiten, in denen jeder seine Musik in der von ihm bevorzugten Lautstärke hören kann. Wenn Papa tagsüber arbeitet und ihr euch abends zum Training oder Ausgehen verkrümelt, müsste das doch hinzukriegen sein, oder?

• Die maximale Lautstärke sollte noch so leise sein, dass möglich Nachbarn nicht die jeweilige Lieblingsmusik gezwungenermaßen mithören müssen.

• Bei mehreren Familien in einem Haus sind feste Ruhezeiten einzuhalten, in der Regel mittags zwischen 12 und 15 Uhr und abends ab 22 Uhr.

• Erkläre deinen Eltern hin und wieder mal, welche Aussagen die Texte der Musik haben, die du gerade hörst, denn oft schreckt sie die (meist) englische Sprache allein schon ab, wenn sie die Texte nicht komplett verstehen oder auf Anhieb übersetzen können. Auf diese Weise merken sie, dass hinter „deiner" Musik durchaus mehr steckt, als bloßer Lärm und ungewohnte Geräusche.

• Benutze Kopfhörer (-Weichen), wenn du mit deinen Freundinnen/Freunden Musik in deinem Zimmer hört. Diese Geräte sind erschwinglich, das Hörvergnügen unbeeinträchtigt und, was das Wichtigste ist, der Familienfrieden ungetrübt.

• Erledige deine Hausaufgaben bei zurückhaltender Hintergrundmusik und lasse in deinen schulischen Leistungen nicht nach.

• Sind deine Eltern von deiner ständigen Musikberieselung sehr genervt, dann lassen sie vielleicht einen Infrarot-Kopfhörer springen. Mit einem derartigen Kopfhörer kannst du dich frei bewegen und musst auf Musikgenuss in gewünschter Lautstärke nicht verzichten.

Diese Harmonie-Instrumente kannst du nicht oft genug spielen!


Auch wenn es später noch einen extra Beitrag zu diesem Thema geben wird, so möchte ich dich trotzdem schon an dieser Stelle auf die Gefahr von Hörschäden ( die manchmal erst mit einer Verzögerung von 10 bis 15 Jahren auftreten!) hinweisen.

Grundsätzlich gilt:

• möglichst leise Musik hören,

• möglichst wenig Walkman (wenn, dann müssen die Außengeräusche hörbar bleiben!),

• Gehörschutz wo nötig (Ohrstöpsel auf Rockkonzerten in der Nähe der Mega-Boxen sind keine Schande!),

• Musik lieber bewusst hören als lieblose Dauerberieselung,

• Zurückhaltung bei Discobesuchen, denn diese liegen immer im schädigenden Dezibelbereich!


© 2000 Anja Gerstberger, Bild: Copyright by MacMillan Inc., verwendet in Lizenz