Die klassischen "Nervsätze" zwischen Eltern und Kinder

Nervsätze der Eltern
Nervsätze der Kinder
Tipps für besseres Familien-Klima

Irgendwie ist es wie mit den Süßigkeiten. Jeder weiß, dass sie dick machen und schlecht für die Zähne sind, aber nur die wenigsten können ihnen widerstehen.

So lassen auch deine Eltern genau die Sätze ab, die sie in ihrer eigenen Jugend schon von ihren Eltern zu hören bekommen und zutiefst gehasst haben. Nie, so haben sie sich damals geschworen, werden sie ihren eigenen Kindern mit diesen spießigen Äußerungen auf die Nerven gehen. Und tun es doch.

Du wiederum, du weißt sehr wohl, mit welchen Kommentaren du deine Eltern auf die Palme bringst. Und setzt sie gezielt ein, wenn dir die Argumente ausgehen, du auf deine Eltern sauer bist oder einfach nur deine Ruhe haben willst.

Dabei wäre ein bisschen mehr häuslicher Frieden gar nicht so schwer zu erreichen!
Du könntest bei den Nervsätzen deiner Eltern die Ohren auf Durchzug stellen (die leichtere Variante) oder sie darauf hinweisen, dass sie dir mit den immer gleichen Sprüchen gehörig auf den Geist gehen (die schwierigere Variante, da sie eine Portion Mut erfordert, aber zu einem klärenden Gespräch führen kann, also insofern durchaus lohnend sein kann...).
Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, schluckst du noch die eine oder andere böse Bemerkung hinunter, die dir bereits auf der Zunge liegt.
Glaub mir, das hört sich nur auf den ersten Blick wie "klein beigeben" an!
Langfristig wird sich dein Einsatz garantiert für dich auszahlen, wetten?


Elterliche Redewendungen, die jedes Kind die Wand hoch gehen lassen

• "Weil ich es sage/so möchte/dein Vater bin und es dir nicht erlaube..."

• "Du hast keinen Respekt vor der Autorität deiner Eltern!"

• "Als ich in deinem Alter war..."

• "Wie siehst du schon wieder aus?"

• "In diesem Aufzug gehst du mir nicht aus dem Haus!"

• "Eines Tages wirst du uns dafür dankbar sein."

• "Wo gehst du denn schon wieder hin?"

• "Wir wollen nur dein Bestes."

• "Nie tust du das, was man dir sagt!"

• "Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst..."

• "Wer war das?" (nach einem Anruf oder Besuch)

• "Wir werden sehen." (bei Fragen und Bitten)

• "Du denkst immer nur an dich!"

• "Du gehst erst weg, wenn deine Hausaufgaben erledigt sind/dein Zimmer aufgeräumt ist..."

• "Hör auf, in diesem unverschämten Ton mit mir zu reden!"

• "Wir haben es dir ja gleich gesagt." (nach einer Enttäuschung, vor der sie dich gewarnt haben)

• "Du kommst nur zu mir, wenn du was willst/brauchst!"

• "Du weißt ja gar nicht, wie gut du es hast!"

• "Ich habe dir schon tausendmal gesagt..."

• "Wir wissen, was für dich gut ist."

• "Du bist hier nicht im Hotel!"

Auch wenn du es nicht gerne hören wirst: Mit dem einen oder anderen Satz haben sie durchaus Recht...


Teenagersprüche, bei denen die Eltern garantiert Rot sehen

• "Ihr könnt mich nicht dazu zwingen!"

• "Ihr habt mir überhaupt nicht zu sagen, was ich tun oder lassen soll!"

• "Schließlich habe ich euch nicht darum gebeten, geboren zu werden!"

• "Peters Eltern lassen ihn auch..."

• "Ihr versteht das einfach nicht."

• "Alle meine Freunde dürfen, nur ich nicht!"

• "Das ist mir egal."

• "Igitt, schon wieder dieses langweilige Grünzeug!"

• "Ich dachte, ihr hättet nichts dagegen."

• "Du musst mich zum Training fahren/von der Fete abholen/in die Stadt bringen..."

• "Die andern Eltern erlauben es auch!"

• "Du hast mir nichts zu sagen!"

• "Ich will, dass du mir sofort/bis morgen die Hose wäschst/die Bluse bügelst/deinen Pulli leihst..."

• "Ihr erlaubt es mir ja sowieso nicht."

• "Ihr liebt mich nicht."

• "Nichts." (auf Fragen)


So klappt´s auch mit den Eltern...

Bei allen Problemen und Reibereien, die ihr miteinander habt, bei allen Nervsätzen und neugiereigen Verhören, bei allen provozeiernden Bemerkungen, die du selber ablässt, kannst du dennoch davon ausgehen, dass deine Eltern dich sehr lieb haben. Wenn sie es vielleicht auch nicht unbedingt so rüber bringen, wie du es dir vorstellst. Im Grunde genommen haben all ihre Nervsätze nämlich nur eine einzige Ursache: die Sorge um ihr Kind. Sie wollen dich schützen, dich vor Fehlern bewahren, dich glücklich sehen. Klar, dass eure Ansichten darüber, was gut für dich ist und wie du dein Leben am besten meisterst, öfters auseinander gehen.

Denk aber auch daran, wie oft deine Eltern für dich da sind, wenn es darum geht, dich irgendwo hin zu fahren, dir Klamotten zu kaufen, dir Taschengeld zu geben, dir eine Urlaubsreise zu ermöglichen und und und...

Da brichst du dir garantiert keinen Zacken aus der Krone, wenn du zwischendurch mal einen der folgenden verbalen "Friedensangebote" einstreust, oder?


Bemerkungen zur Familien-Klima-Verbesserung:

Lob und Komplimente tun jedem, auch deinen Eltern, gut:

• "Danke, das war wirklich nett von dir."

• "Du hast mir bei meinem Problem richtig helfen können."

• "Das Essen hat heut´wieder klasse geschmeckt!"

• "Ich bin froh, dass ich euch habe."

• "Das hast du ehrlich toll hingekriegt."

• "Entschuldigung."

• "Ich hab euch lieb."

• "Das von vorhin/gestern tut mir leid."

Und dir natürlich den einen oder anderen Teenie-Nerv-Spruch verkneifen...


© 2000 Anja Gerstberger