Urlaubsliebe

Wir verlieben uns leichter
Urlaubslieben halten selten?
Auf Sommerflirts gleich verzichten?

Heißer Flirt, jahreszeitliche Romanze, täuschendes Glück.
HeftigeGefühle ohne Aussicht auf Zukunft.
Zwei Wochen oder drei oder vier. Manchmal halten diese Sommerbeziehungen sogar den gesamten Sommer über.
Doch das unwiderrufliche Ende ist vorprogrammiert. Wenn die Autotür hinter dir zuschlägt, dein Flugzeug auf heimischem Boden landet, der erste Schultag kommt.
Urlaubsaffären.
Liebe mit Verfallsdatum sozusagen.
Und alle Jahre zappeln unzählige Opfer wider besseren Vorsatz im urlaubsleichten Gefühlsnetz.
Warum eigentlich?


Warum wir uns im Urlaub so leicht verlieben:

Im Urlaub sind wir entspannter als im Alltag. Keine Termine, keine Hektik, keine Arbeit. Das macht sich für uns postiv in einer tolleren Ausstrahlung bemerkbar. Obwohl wir nach wie vor die gleiche Person sind, wirken wir auf unsere Umwelt viel relaxter, sympathischer, interessanter als sonst.

• In einer fremden Umgebung können wir uns ungezwungener geben und trauen uns mehr. Es gibt keine Nachbarn, Kollegen oder Mitschüler, vor denen man "glänzen" oder irgendeine Fassade bewahren will. Die lockere Atmosphäre in einem anderen Land mit unverbindlichen Kontakten zu anderen Urlaubern lässt uns so manche Hemmschwelle überwinden. Wir tragen ein gewagteres Outfit, machen bei ausgelassenen Unternehmungen mit, legen eine besonders flotte Sohle aufs Tanzparkett. Kein Wunder, dass wir plötzlich viel aufregender und verführerischer erscheinen! Was automatisch zahlreiche Verehrer(innen) anlockt.

• Umgekehrt funktioniert dieser "Strahle-Effekt" natürlich genauso. Plötzlich finden wir Menschen anziehend, die wir zu Hause nicht einmal bemerken oder von denen wir aus Vernunftgründen die Finger lassen würden. Im Urlaub verändert sich unsere Wahrnehmung und ehemalige Grenzen verschwinden. Macho? Egal! Ein Kopf kleiner? Egal! Fünf jahre älter? Egal! Egal, egal, egal! Gefühle pur statt ernüchternde Vernunft!

• Andere Länder, andere Sitten, andere Menschen. Und das Andere wirkt nicht mehr fremd auf uns so wie zu Hause, in unserer gewohnten Umgebung, sondern plötzlich faszinierend, aufregend und reizvoll. Da gleichzeitig viele Einheimischen einer kurzen, unverbindlichen und für sie meist folgenlosen Affäre mit einer Touristin/einem Touristen gegenüber aufgeschlossen sind bzw sogar glauben, dass dieser spezielle "Service" von ihnen erwartet wird, gibt es sehr viele multinationale Liebschaften.

• Gerade "Mauerblümchen" oder "Romeos aus der dritten Reihe" polieren ihr angekackstes Selbstbewusstsein mit einer leichter als sonst zu kriegenden Romanze auf.


Warum Urlaubslieben so gut wie nie "halten":

Seufz, träumen wir nicht alle von der großen Liebe, die uns mit voller Wucht umhaut und ein Leben lang hält?

Ist diese Art Romanze ohnehin ein äußerst seltenes Exemplar, dann gilt das erst recht für so genannte Ferienflirts. Meist verblassen zusammen mit der Urlaubsbräune auch die Gefühle.

Die häufigsten Gründe für das begrenzte Haltbarkeitsdatum von Urlaubslieben:

Alltag

Hatte man bei der Urlaubsliebe ein Heimspiel, sehen die Zukunftsprognosen für das Fortleben des Ferientechtelmechtels auf den ersten Blick wesentlich besser aus.

Allerdings auch nur auf den ersten. Beim zweiten, genaueren Hinsehen werden nämlich bereits erste Macken sichtbar. Plötzlich nervt dich an dem Supersportler, dass er das Training wichtiger als dich nimmt. An der hübschen Maus, dass du bei der Verabredung stundenlang warten musst, bis aus der grauen Maus ein hübsche geworden ist. Plötzlich sind vormals nebensächliche Angewohnheiten und Vorlieben nur noch nervig. Der Alltag hält gnadenlos den Spiegel vor, so dass wir sehen, dass wir von den Interessen oder dem Charakter her doch nicht zusammen passen. Scheinbar hat der Sommer unser Wahrnehmungs- und Urteilsvermögen gehörig beeinträchtigt...


Räumliche Entfernungen

Trotz aller Beteuerungen und Versprechen beim tränenreichen Abschied am Urlaubsort erweisen sich große Kilometerzahlen als unbarmherzige Liebeskiller. Gerade bei Jugendlichen ohne Fahrzeug und mit wenig Taschengeld. Besuche sind selten, leider, aber es gibt ja zum Glück das Telefon. Zumindest so lange, bis dich die erste Rechnung in den finanziellen Ruin treibt. Und deine Gefühle abwürgt. Bleiben noch Briefe. Die kaum einer mehr schreibt, im Zeitalter der flotten Mails. Ist ja auch egal, weil bei beiden die Zahl kontinuierlich abnehmen wird...


Verpflichtungen in der Heimat

Natürlich bindet man seinem Urlaubsflirt nicht auf die Nase, dass man eigentlich einen Partner hat, von dem man bereits sehnsüchtig erwartet wird. Umgekehrt braucht mein Schatz daheim ebenfalls nicht zu erfahren, dass ich mir den Urlaub mit einem heißen Flirt versüßt habe.


Besser gleich auf den Sommerflirt verzichten?

Nein!

Die Liebe wird dir dein Leben dein Leben lang mit Problemen schwer machen. Das ist nun mal der Preis des süßen Gefühls. Glücksrausch und Zärtlichkeit bezahlen wir mit Ängsten und mehr oder weniger großen Hindernissen.

Mit dem Sommerflirt verhält es sich das genauso.

Vielleicht schmeckt daher eine Sommerromanze nochmal so süß.

Weil bereits der bittere Geschmack der Aussichtslosigkeit durchkommt.

Vergiss nicht, dass der Urlaub zum Entspannen und Erholen da ist!

Und ein heißer Flirt kann da enorme Wirkung haben! Vorausgesetzt, du hältst dich dabei einen bestimmten Ehrenkodex, wenn du beispielsweise einen Schatz zu Hause hast. Dann sollte es auch bei einem Flirt bleiben und keine Affäre werden.

Aber sonst spricht nichts gegen eine amouröse Urlaubszugabe.

Im Gegenteil, sogar Einiges dafür:

• Dein Selbstbewusstsein wird gestärkt.

• Du machst eine weitere wertvolle (Liebes-) Erfahrung.

• Du lernst neue Leute, evtl. aus einem fremden Land kennen.

• Du hast die Chance, dass aus einem ehemaligen Urlaubsflirt eine langjährige (Brief-) Freundschaft entsteht.

• Du behältst eine schöne Erinnerung (gegen die weniger schönen helfen Kondome...).

• Du hast deinen Kumpels und Freundinnen mächtig was zu erzählen...

© 2000 Anja Gerstberger, Bild: Copyright by MacMillan Inc., verwendet in Lizenz