Die Menstruation – die Sache mit den „Tagen“

Was ist die Menstruation?
Was passiert während des weiblichen Zyklus?
Menarche, Menopause, PMS
Kommt die Periode regelmäßig?
Ist es wichtig, einen Regelkalender zu führen?
Ab wann kann ein Mädchen schwanger werden?
Ausbleiben der Regel
Beschwerden
Hygiene: Binden oder Tampons
Das Toxic-Shock-Syndrom
Verhalten während der Periode
Alte Geschichten über die Menstruation
Die Menstruation ist weder Krankheit noch Makel!


Was ist die Menstruation?

Während der Menstruation (Periode, Regel, Regelblutung, „Tage“) wird die Gebärmutterschleimhaut abgebaut und mit etwas Blut aus dem Körper ausgestoßen, wenn keine Befruchtung stattgefunden hat (was der Normalfall ist).

Die Regelblutung hält ca. 3 bis 6 Tage an, wobei die Blutungen immer schwächer werden.

Die meisten Mädchen bekommen ihre erste Periode zwischen 11 und 14 Jahren. Wenn du sie mit 16 Jahren immer noch nicht hast, solltest du zum Frauenarzt gehen.


Was passiert während des weiblichen Zyklus?

Der Zyklus ist die Zeit zwischen zwei Menstruationsblutungen und dauert in der Regel 28 Tage, kann aber auch nur 18 Tage oder bis zu 35 Tage lang sein.

Jedes Mädchen hat von Geburt an ungefähr 300 000 bis 400 000 Eizellen in seinen Eierstöcken, die dort bis zur Pubertät im „Wartestand“ liegen.

Dann beginnen die Sexualhormone den Zyklus in Gang zu setzen und jeden Monat reift jetzt in einem der beiden Eierstöcke ein Ei heran.

Wenn es sich genügend weit entwickelt hat, findet der sogenannte Eisprung statt, d.h. das Ei wird aus dem Gewebe des Eierstocks freigesetzt und fällt dabei in das trichterförmige Ende des Eileiters, von wo aus es in die Gebärmutter wandert.

Dort wartet es auf den männlichen Samen, um mit ihm zu verschmelzen und sich dann im Inneren der Gebärmutter einzunisten.

Wenn es nicht zur Befruchtung (die Zahl der Kinder, die eine Frau in ihrem Leben bekommt, zeigt dir, wie selten eine Befruchtung stattfindet) kommt, löst sich die Eizelle auf und wird mit der obersten Schicht der Gebärmutterschleimhaut mit einer Blutung (Menstruation) durch die Scheidenöffnung ausgeschwemmt.

Nun beginnt der Zyklus wieder von vorne.


Fachbegriffe zur Menstruation

Menarche

Menarche ist der medizinischer Ausdruck für die allererste Regelblutung eines Mädchens zu Beginn der Pubertät. Meist kommt sie etwa zwei Jahre nach dem ersten Brustwachstum, ein Jahr nach den ersten Schamhaaren und sobald du ein Gewicht von ca. 45 Kilo überschritten hast. Sie deutet sich oft durch einen feinen weißlichen Ausfluss an.


Menopause

Die Menopause ist die allerletzte Blutung im Leben einer Frau


PMS

PMS ist die Abkürzung für das sogenannte Prämenstruelle Syndrom. Darunter versteht man Störungen (Müdigkeit, Nervosität, Kopfschmerzen oder Niedergeschlagenheit), die (bis zu einer Woche) vor der Periode auftreten können.



Kommt die Periode regelmäßig?

Gerade bei jungen Mädchen in den ersten Jahren treten die Regelblutungen noch ziemlich unregelmäßig auf und kommen nur in den seltensten Fällen „brav“ alle 28 Tage. Außerdem sind sie nicht nur „unpünktlich“ (der Körper ist kein Uhrwerk, auch bei erwachsenen Frauen ist der durchgehende 28-Tage-Rhythmus die Ausnahme!), sondern sie sind auch unterschiedlich stark/schwach oder dauern manchmal nur zwei, manchmal auch sechs Tage, oder lassen sich gar erst nach zwei Monaten wieder blicken.

Für deine Regel gibt es eben keine Regel!

Vor allem auch deswegen, weil deine Menstruation zusätzlich auf Aufregung, Kummer, Prüfungsstress, Klimaveränderungen, Gewichtsschwankungen, Umwelteinflüsse und Essgewohnheiten (Hungerkuren!) mit Verzögerungen oder Ausbleiben regieren kann.


Ist es wichtig, einen Regelkalender zu führen?

Ja, du solltest dir aus mehreren Gründen von Anfang an in einem Kalender notieren, wann deine Regel beginnt, wie lange sie dauert und wie stark die Blutung an den einzelnen Tagen ausfällt.

Dadurch kannst du dich nicht nur gut mit deinem Körper vertraut machen, sondern lernst auch mit der Zeit, herauszubekommen, wann vermutlich dein Eisprung erfolgt und deine nächste Regel einsetzen wird. Du wirst dann nicht mehr von deiner Periode „überrascht“ und weißt dann zum Beispiel auch, ob du im Urlaub Binden einpacken musst oder ob deine Tage nicht in die Reisezeit fallen werden.

Außerdem kannst du mit Hilfe deines Regelkalenders bei deinem Besuch beim Frauenarzt genaue Auskünfte geben und er dich besser über Verhütungsmethoden beraten.


Ab wann kann ein Mädchen schwanger werden?

Ab dem Zeitpunkt, ab dem ein Mädchen seine Monatsblutung hat, muss es damit rechnen, bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr schwanger zu werden.

Achtung! Du solltest auf jeden Fall auch dann verhüten, wenn du noch keine Periode hattest. Da die Blutung erst 14 Tage nach dem Eisprung einsetzt, kannst du bereits fruchtbar sein und deine erste Blutung unmittelbar bevorstehen, ohne dass du es weißt! Denn nur die wenigsten Frauen können ihren Eisprung „spüren“!


Was ist, wenn die Regel ausbleibt?

Wenn du deine Periode noch nicht sehr lange hast und sie immer mal wieder ausfällt und noch nicht regelmäßig kommt, brauchst du dir keine Sorgen machen. Auch nicht, wenn du noch keinen Sex hattest. Falls du jedoch schon ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt hast, musst du schnellstens zum Frauenarzt, um zu klären, ob eine Schwangerschaft vorliegt!


Verursacht die Menstruation Beschwerden?

Jede Frau erlebt ihre Periode anders. Während die einen besonders aktiv werden oder gar keine Beeinträchtigung empfinden, haben andere unter verschiedenen körperlichen und seelischen Beschwerden zu leiden.

Am typischsten sind hier Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen, letztere können zu regelrechten Krämpfen ausarten, die man nur mit einer Wärmflasche auf dem Bauch im Bett liegend aushalten kann. Andere schwören auf ein heißes Bad, Kräutertee oder Atemübungen. Wenn du extreme Schmerzen hast, die auch bei Ruhe, Wärme und Entspannung nicht weggehen, dann solltest du dich von deinem Frauenarzt beraten lassen.

Typische seelische Beschwerden sind „Schlecht-drauf-sein“, wechselhafte Launen, Gereiztheit, starke Nervosität und Überempfindlichkeit. Schuld daran sind die Hormone.

Wenn du jedoch schon einen Freund hast, wird es sicher mal ein Thema zwischen euch, bei dem es dann auf deine Wünsche ankommt. Wenn du dich während deiner Tage lieber zurückziehen und allein sein willst, dann erkläre es ihm. Wenn du aber gerade dann gern bei ihm wärst, dich streicheln und verwöhnen lassen möchtest, dann sag ihm auch das.


Ein Wort zur Hygiene

Lass dich bloß nicht von der Werbung mit ihren „Immer-sauber-immer-trocken“ Sprüchen verunsichern!

Menstruationsblut ist kein „schmutziges“ Blut, sondern ganz normales Körperblut, das eben aufgefangen werden muss, aber deswegen noch lange nichts Ekliges ist!

Du musst es auch nicht mit Deobinden oder Intimsprays „bekämpfen“ oder „übertünchen“, solange du deine Binden regelmäßig wechselst. Erst wenn das Blut zu lange mit der Luft in Berührung gekommen war, zersetzt es sich und kann „unangenehm“ riechen. Bei Tampons hast du dieses Problem ohnehin nicht.


Binden oder Tampons?

Ob du zum Auffangen des Menstruationsblutes lieber Binden oder Tampons verwenden möchtest, musst du einfach durch Ausprobieren herausfinden, das ist bei jeder Frau Geschmackssache, mit welcher Methode sie sich wohler fühlt

Die meisten Mädchen benutzen als erstes Binden, da sie sich am Anfang noch nicht an die Tampons „herantrauen“, was sich später oftmals ändert.

Binden sind rechteckige Wattepolster, die auf der unteren Seite eine klebende Plastikfolie haben, damit du sie in deinem Slip befestigen kannst, wo sie dein Menstruationsblut dann auffangen können.

Binden gibt es in unterschiedlichen Größen und Stärken, je nachdem, ob du sie an den ersten Menstruationstagen (wo die Blutung stärker ausfällt), in der Nacht (wo sie mehrere Stunden „halten“ müssen) oder an den letzten Menstruationstagen (wo die Blutung nur noch sehr schwach ist) verwenden willst.

Die heutigen Binden haben mit den klobigen Wattewülsten von früher, die einem durch ihre Sperrigkeit ständig an ihr Vorhandensein erinnerten, zum Glück nichts mehr gemein. Sie sind so dünn, dass du sie beim Tragen kaum spürst, aber trotzdem auch extrem saugfähig, so dass du keine Angst haben musst, dass sie nicht Alles auffangen können. Welche Bindenmarke und -größe du nehmen möchtest, musst du einfach austesten.

Um unangenehme Gerüche zu vermeiden, solltest du die Binden mehrmals am Tag wechseln.

Tampons bestehen aus zusammengepresster Watte, sind ca. 5 bis 6 cm lang, mit einem Rückholbändchen versehen und unterschiedlich dick, je nach Stärke der Blutung. Du kannst sie auch dann verwenden, wenn du noch nicht mit einem Jungen geschlafen hast, da dein Jungfernhäutchen dehnbar genug ist, um einen Tampon hindurchzulassen.

Wenn du das erste Mal einen Tampon benutzt, wirst du wahrscheinlich Schwierigkeiten beim Einführen haben. Du tust dir leichter, wenn du zunächst die kleinste Tampongröße („mini“) verwendest und beim Einführen einen Fuß hoch stellst (z. B auf den Badewannenrad) oder in die Hocke gehst.

Du führst den Tampon mit dem Finger oder einer Einführhilfe so weit in deine Scheide ein, bis du ihn nicht mehr spüren kannst.

Das Bändchen bleibt draußen und wenn du nicht möchtest, dass deine Freundinnen beim Duschen das Bändchen baumeln sehen und wissen, dass du deine Tage hast, kannst du es ja zwischen deinen Schamlippen verstecken.

In der Scheide dehnt sich der Tampon dann aus, während er sich mit dem Menstruationsblut vollsaugt. Wenn er vollgesogen ist, kannst du ihn mit dem kleinen Bändchen wieder herausziehen und den nächsten einführen.

Ob er vollgesogen ist, merkst du daran, dass er beim Ziehen leicht „herausflutscht“, wohingegen ein zu trockener Tampon sich kaum ziehen lässt und das Ziehen außerdem etwas weh tut.

Da Tampons viel Flüssigkeit aufsaugen können, müssen sie nicht so oft wie Binden gewechselt werden.

Du kannst mit ihnen sogar während deiner Periode schwimmen gehen, denn sie werden innen getragen. Dann musst du aber nach dem Baden gleich den Tampon wechseln!


Aufpassen: das Toxic-Shock-Syndrome!

Wenn du Tampons verwendest, solltest du über das sogenannte Toxic-Shock-Syndrome, kurz TSS, Bescheid wissen.

TSS ist eine seltene, aber trotzdem ernstzunehmende Krankheit, da sie in besonders schlimmen Fällen sogar tödlich verlaufen kann.

Sie kann auftreten, wenn Tampons benutzt werden, die extrem saugfähig oder nicht aus reiner Baumwolle bestehen oder wenn Tampons viel zu lange in der Scheide bleiben.

Solltest du während deiner Periode unter einem oder mehreren der folgenden Symptome leiden, entferne sofort den Tampon und suche umgehend deinen Arzt auf!

• Halsschmerzen,

• Schwindel oder Ohnmachtsanfälle,

• Durchfall oder Erbrechen,

• Schmerzloser Ausschlag, der so ähnlich wie ein Sonnenbrand aussieht,

• Hohes Fieber über 39 Grad Celsius.


Gibt es Verbote für die Zeit der Periode?

Du musst dich eigentlich während deiner Periode überhaupt nicht einschränken, es sei denn, dass du unter extremen körperlichen Beschwerden leidest.

Die modernen Hygieneartikel schränken dich in deiner Bewegungsfreiheit nicht ein, selbst Sport (inklusive Schwimmen!) ist kein Problem mehr, er kann sogar auf die Bauchschmerzen lindernd wirken, da er entspannt. Also, nicht die Menstruation „missbrauchen“, um den Sportunterricht zu schwänzen oder dich vor unliebsamen Unternehmungen zu drücken! Menstruation als faule Ausrede oder gar Rechtfertigung für „Rumzicken“ gilt nicht!

Fürs Schmusen mit deinem Freund ist nach wie vor der Grundsatz gültig: Erlaubt ist, was gefällt! Wenn du während deiner Tage keinen Sex haben willst, ist das genauso okay wie, wenn dein Freund in dieser Zeit auf bestimmte Liebestechniken oder eine spezielle Form von Zärtlichkeiten verzichten will! Sprecht offen darüber!


Alte Geschichten um die Menstruation

Aus der Vergangenheit gibt es einige interessante Geschichten rund um die Menstruation, die zwar inzwischen längst überholt sind, aber leider auch zu dem schlechten Ruf der Menstruation bzw. dem immer noch recht verklemmten Umgang mit ihr beigetragen haben:

Für die Bibel war die Monatsblutung ein Fluch, mit dem Eva und alle Frauen nach ihr für die Verführung Adams bestraft wurden. Seitdem galten Frauen als „unrein“, wenn sie ihre Tage hatten. Sie wurden für diese Zeit vom öffentlichen Leben ausgeschlossen und regelrecht „weggesperrt“!

Die frühe Medizin wiederum hat geglaubt, dass die Frau von Natur aus „krank“ sei, weil sie regelmäßig blutet. Noch 1920 (!) behauptete der Arzt Bela Schick, dass Frauen während ihrer Menstruation mit dem Blut und über die Haut ein Gift ausscheiden, das sogenannte Menotoxin. Er lieferte damit einen (scheinbar!) „wissenschaftlichen“ Beweis für alte Vorurteile: dass Milch und Sahne sauer werden, Kuchen nicht aufgehen und die Dauerwelle nicht hält, wenn eine menstruierende Frau in der Nähe ist. Erst 1950 wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass diese Entdeckung reiner Blödsinn ist.


Halten wir es lieber mit den alten Kulturen, die viel schlauer waren und eine durchaus positive Einstellung zur Menstruation haben, und lassen einen alten Brauch wieder aufleben! Sie feierten nämlich die erste Blutung eines Mädchens mit einem großen Fest, weil sie die weibliche Stärke, Sexualität und Fruchtbarkeit symbolisierte.


Die Menstruation ist weder eine Krankheit noch ein Makel!

Auch wenn dich die Menstruation mit lästigen Beschwerden piesacken sollte, gehört sie zu deinem Frau-Sein dazu und ist keine Krankheit! Im Gegenteil, sie ist etwas völlig Natürliches, ein deutliches Zeichen des Erwachsenseins und sollte dein Selbstwertgefühl nicht mindern, sondern eher stärken. Nicht umsonst hat sich heute in vielen Familien schon der Brauch eingenistet, die erste Regelblutung der Tochter bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch zu feiern!

„Die hat wohl ihre Tage!“

Vor allem verunsicherte Jungs lassen solch herablassende Bemerkungen los, wenn ein Mädchen mal wütend oder gekränkt ist. Oft nur ein Zeichen ihrer Hilflosigkeit!

In eurem Alter ist es recht schwierig, mit den Jungs über die Menstruation zu reden, weil ihr euch erst selber mit euren neuen Körpervorgängen zurechtfinden müsst, aber auch, weil die gleichaltrigen Mädchen gegenüber den Jungen in ihrer seelischen Entwicklung bereits deutlich weiter sind. Du musst aber auch nicht den Jungen oder anderen Menschen um dich herum deine Periode auf die Nase binden, wenn du nicht willst.

Deine Menstruation ist deine Privatsache und du gehst mit ihr um, wie es dir passt, okay?


© 2000 Anja Gerstberger