Liebe ohne "Wenn" und "Aber"

Liebe ist uneigennützig.
Liebe ist tolerant.
Liebe ist freiwillig.
Liebe ist ein Geschenk und kein Geschäft.

Na, auch beifällig mit dem Kopf genickt?
Kein komisches Grummeln in der Magengegend verspürt?
Nicht nachdenklich geworden?

Glückwunsch! Dann darf man euch zu eurer tollen Beziehung gratulieren!
Den anderen empfehle ich dagegen die Lektüre dieses Artikels mit anschließendem Ziehen der erforderlichen Konsequenzen...


Theorie und Praxis...

Zurück zu den oben genannten Thesen über die Liebe. Klar, das sehen wir alle ganz genauso! Das wissen wir doch schon längst! Ich kann förmlich hören, wie ihr mir beipflichtet. Leider sieht die Wirklichkeit oft etwas anders aus. Das typische Dilemma eben. Über die Liebes-Theorie wissen wir Bescheid, aber in der Liebes-Praxis sieht die Chose leider oftmals etwas anders aus.

Einige Beispiele zur Veranschaulichung:

Von wegen

• Uneigennützig:

"Du hast versprochen, dass mir dein Vater eine Lehrstelle in seinem Betrieb besorgt!", beschwert sich Saskia bei ihrem Schatz Frank. "Wenn das nicht klappt, weiß ich ja, was ich von deiner Zuverlässigkeit und Unterstützung zu halten habe!"

• Tolerant:

"Ich liebe dich, aber deine peinlichen Ethno-Fummel gehen mir mächtig auf den Keks!" kommentiert Lars das Outfit seiner Freundin Tatjana.

• Freiwillig:

"Ich mache mit dir Schluss, wenn du nicht endlich mit mir schläfst!", droht Sascha seiner Freundin Karen, die sich auch nach sechsmoantiger Beziehung noch weigert.

• Geschenk statt Geschäft:

"Gut, ich werde dich zur Silberhochzeit deines Onkels begleiten, aber für diese Tortur musst du mir ein neues Kleid spendieren!", reagiert Vera auf den Wunsch ihres Freundes Manuel.

Gut, das waren vielleicht ziemlich extreme Beispiele, aber im Kern entsprechen sie einer traurigen Liebes-Wahrheit: Partner stellen Forderungen oder wollen den anderen nach ihrem Willen beeinflussen und verändern.

Was mit Liebe nicht mehr sonderlich viel zu tun hat. Denn wenn wir wahrhaftig lieben, dann lieben wir den anderen trotz seines seltsamen Kleidungsstils, trotz seines ausfgefallenen Musikgeschmacks, trotz seiner unsympathischen Freunde, trotz aller Macken.

Über Geschmacksfragen kann man zwar mal ein offenes Gespräch führen, aber Kleinigkeiten wie Klamotten oder Musikvorlieben sollten einer Beziehung nicht wirklich gefährlich werden können. Wenn ja, dann hat sie auch keine Zukunft verdient.

Daneben es aber die so genannten Grundsatzfragen, bei denen ihr euch einig sein solltet. Dazu zählen Ansichten und Vorstellungen in den Bereichen Sexualität, Drogen, Alkohol, Nikotin, Familiensinn, Schule, Beruf, Charakter. Ohne ein Mindestmaß an Harmonie läuft hier gar nichts.

Bitte diesbezüglich keine faulen Kompromisse eingehen, sondern dir selbst treu bleiben! Du solltest es dir wert sein...


Kleine "Aber", über die es sich in einer gut funktionierenden Partnerschaft hinweg sehen lässt:

"Ich liebe dich, aber..."

"...bei deiner Musik überkommt mich das große Grausen!"

• "...klamottenmäßig zeigst du einen recht eigenwilligen Geschmack!"

• "...dein Kumpel/deine Freundin ist eine üble Nervensäge!"

• "...an deinem Fußballfimmel beteilige ich mich nicht!"

• "...es wäre schön, wenn du mir etwas häufiger einen zärtlichen Kuss geben könntest, etwa beim Begrüßen."

• "...kannst du nicht mal deine abgedroschenen Sprüche sein lassen?"

• "...deine abgekauten Fingernägel finde ich peinlich."

• "...mir ist es unangenehm, ständig Händchen zu halten."

• "...deswegen werde ich nicht auf meine wöchentliche Reitstunde verzichten."


Große "Aber", die Prüfsteine für eure Beziehung sind:

"Ich liebe dich, aber..."

"...bei wirklich ernsthaften Problemen lässt du mich im Stich!"

• "...deine ständige Qualmerei stößt mich ab!"

• "...ich lasse mich nicht von dir schlagen!"

• "...du solltest mehr Zeit für mich aufbringen können!"

• "...mit deinen ewigen Kontrollanrufe solltest du aufhören!"

• "...du solltest auch in der Öffentlichkeit zu mir stehen!"

• "...mir behagt es nicht, dass du Ecstasy nimmst!"

• "...ich lasse mich im Bett nicht zu Sachen zwingen, die ich nicht selber möchte!"

• "...du sollst mich nicht von meinen schulischen Pflichten abhalten!"

• "...ich möchte Weihnachten trotzdem mit meiner Familie verbringen!"

• "...ich werde meine Eltern wegen dir nicht anlügen."


© 2000 Anja Gerstberger, Bilder: Copyright by Corel Draw und MacMillan Inc., verwendet in Lizenz